Kakteen als Nutzpflanze

Kakteen werden nicht nur wegen ihrer schönen Blüten gepflegt. Einige Kakteenarten werden auch wirtschaftlich genutzt. Dies sind allerdings nur wenige Arten, wo sich bisher die Nutzung durch den Menschen lohnt. Einige dieser Nutzungmöglichkeiten werde ich hier aufzeigen.

Essbare Kakteen

Nur wenige Kakteen oder deren Pflanzeteile eignen sich zum Verzehr.

Nopilatos sind die jungen Triebe von Opuntia ficus indica. Einige Kakteen-Gärtnereien wie Uhlig und Haage bieten zum Teil Pflanzen für den Verzehr an. Dies sind spezielle Züchtungen der Opuntia ficus indica. Die Stacheln werden vorher abgeschabt. In Mexiko werden sie gebacken. In Texas wird gekocht. In Europa sind Nopales-Streifen auch als eingemachtes Gemüse im Glas erhältlich.

Die Frucht der Opuntia ficus indica gibt in Feinkostläden und Supermärkten zu kaufen. Die Opuntienfeigen werden inzwischen auch in einigen südeuropäischen Ländern angebaut. Weitere essbare Opuntienfrüchte gibt es von Opuntia tuna, Oputnia streptacantha undOpuntia cardona. Die süßesten Früchte hat die Opuntia ficus-indica.

Früchte Opuntia ficus-indica
Früchte Opuntia ficus-indica

Früchte von Cereusarten werden in Mexiko gerne gegessen. So vom Hylocereus undatus oder die blauen Beeren vom Heidelbeerkaktus (Myrtillocactus geometrizans) welche auf den mexikanischen Märkten als Garambullos verkauft werden.

Einige Arten vom Echinocereus sind ebenfalls essbar und werden auf Grund ihrer fleischigen Früchte auch Erdeerkakteen genannt.

Ein paar Arten der Gattung Echinocactus haben ein wäßriges Fleisch welches zu einer Marmelade mit dem Namen Dulces de bisnaga verarbeitet wird.

Kakteen als Wasserspender

Bis auf wenige Ausnahmen sind Kakteen nicht giftig. Das saftreiche Fleisch von großen Kugelkakteen hat schon vielen Menschen Durst und Hunger gestillt. Das Innere dieser Kakteen ist ähnlich wie das Fruchtfleisch von Äpfeln allerdings nicht so wohlschmeckend.

Kakteen als Baumaterial

In waldarmen Regionen werden getrocknete Stämme von Cereusarten als Ersatz für Bauholz eingesetzt.

Kakteen als Viehfutter

Bei Futtermangel werden die flachen Äste von Opuntien nach entfernen der Glochidien (= Dornen) an Vieh verfüttert.

Kakteen als Zaun und Viehgatter

Lebende Zäune gibt es von verschiedenen Cereus, Pachycereus und Stenocereus-Arten. Als Beispiel siehe das Foto von Chawki Jreige aus Mexiko.

© Chawki Jreige - www.fotolia.com
© Chawki Jreige – www.fotolia.com

Kakteen als Farbstoff

Die Opuntia ficus-indica und die Opuntia coccinellifera dienen als Wirtspflanze für die Cochenillelaus. Diese Läuse sind der Lieferant für einen natürlichen roten Farbstoff. Dieser wurde früher für rote Lippenstifte verwendet. Inzwischen wurde der Farbstoff meist durch kostengünstigere künstliche Farbstoffe ersetzt. Die rote Farbe vom Campari stammt ebenfalls von der Cochenillelaus!

Kakteenplantage als Wirtspflanze für die Läuse
Kakteenplantage als Wirtspflanze für die Läuse

Auf dem Foto sieht man eine ehemalige Opuntienplantage auf der Kanareninsel Lanzarote. Früher wurden auf diesen Opuntien die Cochenille-Läuse gezüchtet und geerntet. Heute gehört diese Anlage zu einem Kakteenpark. Vereinzelt gibt es aber immer noch ein paar Läuse auf den Opuntienblättern zu beobachten. Man erkennt sie meist an den grau-weißlichen Flecken auf den Kaktusblättern.

Kakteen als Haarbürste

Die stachelborstigen Fruchthüllen von Pachycereus pecten-aboriginum wurden früher von den Indios als Haarbürsten benutzt. Daher stammt auch der Name Kamm der Eingeborenen.

Fischfang mit Kakteen

Von Machaerocereus gummosus, Machaerocereus eruca und Lophocereus schottii werden die Triebe zerquetscht und in das Fischgewässer geworfen. Der austretende Saft betäubt die Fische und ermöglicht eine leichte Fischernte.

Kakteen als Rauschmittel

Der Peyote oder Peyotl (Lophophora williamsi) hat auf Grund seiner Alkaloide beim Genuß eine berauschende Wirkung. Der Rausch verläuft ähnlich wie beim Rauschgift LSD. Der Genuß ist in Mexiko und USA inzwischen verboten, da die natürlichen Bestände stark gefährdet sind.
Der Genuß von kultivierten Kakteen in unseren Breitengraden bringt übrigens keine berauschende Wirkung, da sich die alkaloiden Inhaltsstoffe meist nur am Heimatstandort bei entsprechender Sonnendauer und Strahlung bilden!

Lophophora williamsii mit Blüte
Lophophora williamsii mit Blüte

Nutzung von anderen Sukkulenten

Neben den Kakteen gibt es zahlreiche weitere wasserspeichernde Pflanzen (Sukkulenten). Von diesen Pflanzen werden auch einige wirtschaftlich genutzt.

Getränke aus Agaven

Von der Agave tequilana wird Agumial (= Honigwasser) oder vergorene Pulque gewonnen. Aus der selben Agave wird auch Tequila oder Mescal produziert. Aus der Agave americana wird Agavensaft mit 12-15% Zucker gewonnen.

Schiffstaue aus Agaven

Aus der Agave sisalana wird Sisal gewonnen. Aus den feinen Sisalfasern werden Seile, Schiffstaue, Netze, Hängematten, Bürsten und Pinsel produziert.

Cortison aus Sukkulenten

Cortison wird aus Dioscorea mexicana syn. macrostachya (Yamswurzgewächs) gewonnen.

Drachenblut

Drachenblut wird auf den Kanarischen und Kapverdischen Inseln vom Drachenbaum (Dracaena draco) gewonnen. Dieses daraus gewonnene Harz wird in der Kosmetik und der Herstellung von roten Beizen, Lacken und Möbelpolituren verwendet.

Aloe in der Medizin und Kosmetik

Verschiedene Aloearten werden in der Medizin und Kosmetik eingesetzt. Die Inhaltsstoffe wirken gegen Verstopfung, Verdauungsschwäche, Gallenleiden, Hamorrhoidalleiden, Leberleiden, Wundheilung und werden in der Tuberulosetherapie angewendet.

Erstaunlich wofür Kakteen und andere Sukkulenten von uns Menschen verarbeitet und verköstigt wird. Sicherlich sind das nicht alle Möglichkeiten. Wenn ihr weitere Nutzungsmöglichkeiten von Kakteen und anderen Sukkulenten kennt, könnt ihr dies gerne als Kommentar ergänzen.

4 Comments

  1. Wolfgang Amann 2. April 2023
  2. Bernd 7. Juli 2023
  3. Ute J.K. Bemsel 30. Oktober 2023
  4. Bernd 30. Oktober 2023

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